Mittwoch, den 20. Februar 2013, 19:09 Uhr (veröffentlicht von Christian Hölscher) [Permalink]
Zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI
Foto: Fabio Pozzebom (Agência Brasil) [CC-BY-3.0-br ()], via Wikimedia Commons
Predigt von Pastor Wördehoff am Tag nach der Ankündigung des Rücktritts von Papst Benedikt XVI in der hl Messe in Lichtenau am Dienstag, 12. Februar morgens um 8.30 Uhr.
Am Montag, 11. Februar, überschlugen sich mittags die Nachrichten aus Rom nur so. Jeder Sender wollte dabei sein, um den für viele Menschen doch recht überraschenden Rücktritt des Papstes zu verkünden. Schnell wurden sie dann herbei geholt, die sogenannten Experten, um diesen Rücktritt zu kommentieren.
Was mich überrascht hat, war nicht die Nachricht vom kommenden Rücktritt des Papstes, sondern wie viele Sender plötzlich mit Lob heraus kamen. – Gerade nach den "Kölner Ereignissen", bei denen sich ein kath. Kölner Krankenhaus geweigert hatte, einer vergewaltigten jungen Frau die Hilfe zu gewähren, die sie gebraucht hätte, war der Druck auf die katholische Kirche nochmals gewachsen. Rückständigkeit wurde der kath. Kirche vorgeworfen, bedingt zum Teil durch die Vorgaben des "sehr konservativen" Papstes in Rom. – Weltfremd wurde sie genannt.
Ich muss zugestehen, dass die Kirche weltfremd genannt wird, weil viele Menschen die Kirche mit einer Messlatte messen, die für das Leben in dieser Welt angefertigt worden ist, einer Welt, in der Gott nicht mehr vorkommt. – Wenn das so ist, dann bin ich nicht mehr an ethische Vorgaben aus dem Glauben an diesen Gott gebunden, der mich auffordert, in bestimmten Situationen nicht nur an mich zu denken, sondern auch den anderen im Blick zu haben. – Zu meiner Überraschung waren dann die ersten Kommentatoren am Montag recht positiv. Viele zollten Respekt vor dem Papst, der sich nicht scheut, unbequeme Wege zu gehen. Ich hatte da plötzlich den Eindruck, in den kommenden Wochen wird vielen Kritikern jemand fehlen, auf den man herum hacken kann.
Damals, vor 8 Jahren, als er gewählt wurde, da war er für viele eine Notlösung – wie damals Johannes XXIII eine Notlösung in den Augen vieler Menschen gewesen war und der nun einer der Großen in der neueren Kirchengeschichte geworden ist-. Sicherlich, für viele Kardinäle, die Benedikt XVI 2005 gewählt haben, war Papst Benedikt eine Notlösung, weil sich keiner der Kardinäle getraut hatte, dieses schwere Amt in der heutigen Zeit zu übernehmen. Nach der Phase, "wir sind Papst", kamen dann die Kritiker, die ihn mit einer Messlatte gemessen haben, die nicht die seine ist, die auch nicht die Messlatte der Kirche sein kann. Das konnte ich bei meinen vielen Romreisen immer wieder erleben, während Papst Johannes Paul II in den Audienzen mehr "weltlich " zu den Pilgern sprach, hat Papst Benedikt sehr schnell den Inhalt der Audienzen verändert. Er hat jede Generalaudienz dazu genutzt, um den Menschen wieder näher an das Evangelium heran zu führen. Somit ist Papst Benedikt für mich zu einem Repräsentanten eines Grundelements geworden, aus dem die Kirche, aus dem wir alle unsere christliche Existenz aufbauen sollten. Für Papst Benedikt ist das Wort des Evangeliums ein Konstruktionspunkt aller christlichen Existenzen. Immer wieder hat er darauf hingewiesen, dass der Glaube stirbt, wo er sich nicht stets neu aus diesem Wort erneuert, und die Kirche verkrustet, wo sie nicht immer neu auf dieses Wort hört. Im vergangenen Oktober hat er ein Jahr des Glaubens ausgerufen, weil er den Glauben an den dreieinen Gott vertiefen möchte. Für den Papst ist klar: Jeder Christ und die ganze Kirche sind geboren aus dem Wort, leben aus dem Evangelium und sollen es weitergeben bis an die Enden der Erde und das Ziel der Zeit.
Der Papst ist früher Professor gewesen. Gestern in den Kommentaren war deutlich zu hören, dass er eigentlich immer Professor geblieben ist und weniger der Leiter des Kirchenstaates. Es gibt kaum einen Papst, der in seiner Amtszeit so viel geschrieben hat wie er. Er hat sich nicht von seiner Linie abbringen lassen, wenn es um das Wort der Schrift ging. Daraus hat er seinen Auftrag des Leitens verstanden.
Zollen wir ihm Respekt, dass er selbst gespürt hat, dass er diesem Druck des Leitens auf Grund seines Alters nicht mehr gewachsen ist.
Ich möchte sie einladen, in diesem Gottesdienst dafür zu beten, dass es ihm, aber auch der ganzen Kirche in Zukunft gut geht.