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Kath. Pfarrgemeinde
St. Alexander Iggenhausen mit St. Luzia Grundsteinheim

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Freitag, den 27. Dezember 2002, 11:15 Uhr (veröffentlicht von Christian Hölscher) [Permalink]

Weihnachtspredigt: Das entscheidende Wort

Weihnachtspredigt des Diözesanadministrators Weihbischof Hans-Josef Becker:

„Frohe Weihnachten!“ rufen sich die Menschen seit dem Heiligen Abend und der Heiligen Nacht als Grußwort zu. Sie wünschen dem Adressaten die Freude und den Frieden des Weihnachtsfestes - was immer der einzelne darunter verstehen mag.

Aber wer darf sich angesichts der Gleichzeitigkeit übersättigter und hungernder Menschen oder dem Nebeneinander komfortabel Wohnender und Obdachloser überhaupt freuen? Wer gestattet es mir, neben dem Elend vor meiner Tür - gestern habe ich es übersehen und morgen wieder vergessen - zuversichtlich zu singen: „Christ der Retter, ist da!“? Woher nehme ich den Mut, die Lichter des Christbaumes zu entzünden neben der hoffnungslosen Dunkelheit anderer, vielleicht meiner Nächsten?

Nur, weil mal wieder Weihnachten ist, wollen wir nicht die Augen schließen und uns etwas vorgaukeln - auch nicht für einen einzigen Augenblick.

Wir dürfen nicht feiern, um abzuschalten und andere aussperren zu können, weil sie die Festtagsstimmung stören könnten. Das wäre Frevel.

Lassen Sie uns heute besonders in diesem Festgottesdienst bewusst feiern, weil wir allen Grund dazu haben! Sonst träfe uns der Vorwurf der Verlogenheit.

Welchen Grund aber gibt es? Auf welchen Grund beruft sich die Christenheit, seit sie Weihnachten feiert? -

Wörter müssen her! Viele Wörter gibt es auf der Welt.

Hinter jedem Wort stehen konkrete Menschen, die es sprechen. Da sprechen und hören wir Wörter der Verzweifelung, der Anklage, der Lüge, der Phantasterei und er Wut. Doch auch Wörter der Zustimmung, des Vertrauens, der Vergebung, der Liebe und der Hoffnung senden oder empfangen wir.

Da fragt man sich schon: Sind die einen Wörter nicht unrealistisch hart?

Und die anderen nicht unwirklich hohl?

Die eben verkündete Weihnachtsbotschaft des Evangelisten Johannes geht davon aus: Es gibt ein alles entscheidendes Wort! - Es kann die harten und bösen Wörter umwandeln. Es kann den guten Wörtern Berechtigung und Inhalt geben.

„Im Anfang war das Wort ... das Wort war Gott ... ohne das Wort wurde nichts ... in dem Wort war das Leben ... und das Licht ... Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ -

Der Text bei Johannes ist lang, aber nicht langweilig. Er führt in Tiefen des Geheimnisses Gottes und rührt an die Quellen unserer Erlösung.

Es geht um das eine entscheidende Wort: Um Jesus, den menschgewordenen Sohn Gottes!

Alle Erwartungen und Nöte und Fragen der Menschen werden damit zutiefst aufgegriffen. Ein Ausweg ist gewiesen. Antwort und Hoffnung sind gegeben. Die Wörter Leben - Licht - Macht, Kinder Gottes zu werden - Gnade - Wahrheit - Herrlichkeit werden wie in einem Brennpunkt hineingeschmolzen in den alles entscheidenden Satz:

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“

Das ist der Kernsatz der Weihnachtsbotschaft bei Johannes. In Christus, der unser Fleisch angenommen hat, begegnet uns der verborgene Gott, der allein alle und jeden endgültig retten kann.

Seitdem sind „Leben, Licht, Gnade, Herrlichkeit“ keine an sich überflüssigen Wörter im Gottesdienst. Wir können diese Wörter wagen, weil das Wort Mensch geworden ist, um greifbar mitten unter uns zu sein.

Allerdings sind wir aufgerufen, das entscheidende Wort auch aufzunehmen und uns dafür zu entscheiden, um „Kinder Gottes“ zu werden.

Es geht im Weihnachtsevangelium um Wahrheit und Wirklichkeit. Das sieht man nicht nebenbei mit den Augen; das erkennt man letztlich nicht mit dem Verstand. Das erfährt man nur in einem Glauben, der bekannt und bezeugt wird.

Seitdem haben die Menschen ein Wort, auf das zu hören sich lohnt.

Und sie haben hinreichend Grund zu Feier und Freude, und zwar trotz aller Unordnung, die geeignet ist, uns auch an solchen Feiertagen zu entmutigen;
und trotz der vielen Wörter, die uns treffen und verwirren können.

Jetzt finden wir die Mitte, die immer bleibt: Gott ist für uns endgültig da!

Wenn wir uns an dieses Wort halten, können wir selbst mehr und mehr zu dem werden, was dieses Wort geworden ist: Menschen!!!

Vielleicht aber sollten wir zunächst einmal staunen und verstummen. Wenn wir vor der Krippe darüber gestaunt haben, dass das allein entscheidende Wort Mensch geworden ist, dann können wir nachher um so wirkungsvoller miteinander und zueinander Worte sprechen, und war Worte, die Vertrauen stiften und Missverständnisse beseitigen, die Gemeinschaft bilden und Einsamkeit überwinden . - So wird das menschgewordene Wort überzeugend bekannt!

Wenn wir als mitfühlende und mitsuchende Menschen Weihnachten feiern, dann täuscht dieses Fest uns nichts vor.

Dann kommt Gott auch „durch das Lächeln auf dem Gesicht der anderen“ (Paul Claudel). Amen.


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