Sonntag, den 23. Februar 2020, 10:38 Uhr (veröffentlicht von Christian Hölscher) [Permalink]
Von der Asche des Vergänglichen zum Feuer der Osternacht
Die Fastenzeit ist ein Signal, unser Leben zu verlangsamen, das rastlos dahin zieht, aber oft nicht so recht weiß, wohin. Sie ist ein Aufruf zum Innehalten, zur Besinnung auf das Wesentliche, zum Fasten, das sich all des Überflüssigen enthält, das ablenkt. Sie ist ein Wecker für die Seele. Sie ist begleitet von der Botschaft: „Kehrt um zu mir!“ Die Fastenzeit ist die Zeit, den Kurs des Lebens wiederzufinden.
Um den Kurs wiederzufinden, sind wir am Anfang dieser Wochen mit Asche bezeichnet worden. Sie möchte uns taktvoll, aber ehrlich sagen: von vielen Dingen, die du im Sinn hast, hinter denen du jeden Tag herläufst und die dir Sorgen machen, wird nichts übrig bleiben, sie verschwinden wie Staub im Wind. Die vorherrschende Kultur des schönen Scheins, die den Menschen dazu verleitet, für vergängliche Dinge zu leben, ist eine große Täuschung. Sie ist wie eine große Stichflamme, und es bleibt nur Asche übrig. Fastenzeit bedeutet wiederzuentdecken, dass wir für ein Feuer geschaffen sind, das immer brennt: für Gott, für die Ewigkeit des Himmels. Und so können wir uns heute fragen: Lebe ich für das Feuer oder für die Asche? Auf diesem Weg zum Wesentlichen schlägt das Evangelium drei Schritte vor: Almosen, Gebet, Fasten. Sie führen uns zurück zu den drei Realitäten, die nicht vergehen. Das Gebet verbindet uns wieder mit Gott, die Liebe mit unserem Nächsten, das Fasten mit uns selbst. Jesus sagt: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Unser Herz ist wie eine Kompassnadel auf der Suche nach Orientierung. Es will sich an etwas festmachen. Die Fastenzeit ist eine Gnadenzeit, eine Zeit der Genesung von den Abhängigkeiten, die uns verführen. Sie will den Blick lenken auf das, was bleibt.
Worauf sollen wir schauen? Auf den Gekreuzigten, dem Kompass des Lebens, der uns auf den Himmel hin ausrichtet. Jesus lehrt uns vom Kreuz her den starken Mut zur Entsagung. Denn beladen mit sperrigen Gewichten werden wir nicht vorankommen. Jesus, der am Holz des Kreuzes vor Liebe brennt, beruft uns zu einem Leben, das sich nicht in der Asche der Weltverliert; - zu einem Leben, das vor Liebe brennt und nicht in Mittelmäßigkeit erlischt. Ist es schwierig, so zu leben? Ja, aber es führt zum Ziel. Das zeigt die Fastenzeit: Sie beginnt mit der Asche und führt zum Feuer der Osternacht. Wenn wir mit unseren Schwächen zum Herrn zurückkehren, wird uns jenes Leben zuteil, das nicht vergeht. Und wir werden voll Freude sein.
Papst Franziskus
Bild: Christian Schmitt, in: Pfarrbriefservice.de