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Kath. Pfarrgemeinde
St. Alexander Iggenhausen mit St. Luzia Grundsteinheim

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Mittwoch, den 01. Januar 2003, 14:59 Uhr (veröffentlicht von Christian Hölscher) [Permalink]

Silvesterpredigt von Diözesanadministrator Weihbischof Hans-Josef Becker

Schwestern und Brüder im Glauben!

Anfänge haben es in sich! Wann immer Neues beginnt: Es ist verbunden mit einer merkwürdig bangen Erwartung, in der sich Hoffnung und Besorgnis mischen, in der sich Vorfreude und Neugier durchdringen. Ich denke an den ersten Tag im Berufsleben oder an den ersten Tag nach dem Wechsel der Arbeitsstelle. Ich erinnere an den Antritt einer längeren Urlaubsreise oder auch sogar an den Beginn einer Freundschaft.

Eine ähnliche Erwartung verbindet sich mit dem Jahreswechsel. Da ist die innere Stimme: Schau nach vorn! Es wird alles besser!

Da ist die zweite Stimme: Schon wieder ein Jahr vorbei! Wir sind alle älter geworden! Wer weiß, was das neue Jahr bringt an Sorgen und Problemen!

Mit dem bürgerlichen Jahreswechsel ist liturgisch der Oktavtag von Weihnachten verbunden. Die Hirtenerzählung lässt noch etwas vom Geheimnis der heiligen Nacht aufleuchten, und am Ende des Evangeliums wird schlicht von der Namensgebung und Beschneidung Jesu berichtet. Ich sehe hierin einen deutlichen Fingerzeig, der uns gegeben ist für die Gedanken am heutigen Abend: Messfeier zum Jahresschluss mit dem großen Lob des Te Deums und der besonderen Form des sakramentalen Segens am Ende der letzten Eucharistiefeier des alten Jahres. Ich möchte den eben genannten Fingerzeig, der uns im Evangelium gegeben ist, aufgreifen: Wir sollten das auf uns zukommende Jahr stellen unter das Geleit des Namens Jesu!

Dabei könnten wir uns die gläubige Haltung Mariens zum Vorbild nehmen. Allerdings: Die religiöse Überzeugung muss verbunden werden mit allem, was uns zum Jahreswechsel bewegt. Die religiöse Überzeugung darf sich nicht verflüchtigen in einen frommen Wunsch, der sich als saft- und kraftlos erweist.

„...Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus...“ - Der Name Jesus heißt übersetzt: Gott ist Heil! Gott ist Helfer!

In diesem Namen ist die Wirklichkeit des Christusglaubens ausgedrückt. Jesus selbst ist ein anschauliches Beispiel dafür: Er hat am eigenen Leibe erfahren, dass Gott hilft und dem Unheil ein Ende bereitet. Daran erinnern sich die Christen bis heute, wenn sie die Krippe von Bethlehem mit dem Kreuz auf Golgota und dem Geheimnis des Ostermorgens verbinden. Aber davor liegt das menschliche Leben Jesu, sein vorbehaltloser Einsatz im Vertrauen auf Gott für das neue Leben, welches jetzt schon möglich ist, wenn Menschen Gott in ihrer Nähe wissen!

Weil Jesus, geboren unter den erbärmlichen Bedingungen im Stall von Bethlehem und unterworfen dem Gesetz der Beschneidung, nur weil Jesus dem helfenden Gott Raum gab und sich ihm zur Verfügung stellte, hat Gott diesem Leben das Siegel der Beglaubigung an Ostern aufgedrückt.

Vielleicht kennen Sie Anzeigen und Mauerinschriften und Aufkleber wie „Gerade Du brauchst Jesus“ oder „Jesus liebt Dich“ oder „An Jesus kommt keiner vorbei“. Sie bergen meiner Meinung nach alle eine gefährliche Versuchung, wenn sie naive Euphorie wecken oder in dumpfer Sentimentalität stecken bleiben.

„Jesus“ meint kein Zauberwort. Ob die Losung „Jesus“ wirklich weiterhilft, kann nur das Leben selbst bewahrheiten. Es geht um jenes konkrete Leben, wie wir es zum Jahreswechsel vor uns haben mit allen Höhen und Tiefen, Unwägbarkeiten und Selbstverständlichkeiten, Hoffnungen und Enttäuschungen.

Wer die Losung Jesus wählt, wird nicht versetzt in ein anderes als das übliche Leben, wohl aber wird das übliche Leben anders.

Dies zeigt sich an Maria und ihrer Reaktion auf das, was mit Jesus zu tun hat. Wir vernahmen es eben im lukanischen Bericht: „Maria bewahrte die Geschehnisse in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Jemand anders übersetzt: „Sie fügte die Geschehnisse zusammen.“ Anders könnte man es ausdrücken: „Sie machte sich einen Reim daraus.“

Genau das geschieht, wenn jemand im Glauben festhält am Namen „Jesus“: Er fängt an, sich auf Vieles einen Reim zu machen, was ohne den Glauben zusammenhanglos und stumm bliebe.

Es mag kaum einen besseren Wunsch zum neuen Jahr geben als: Mögen Sie sich einen Reim machen können auf alles, was uns bevorsteht, was wir selbst tun werden, was uns widerfahren wird!

Sich an den Namen Jesus halten meint nicht, der Ungewissheit und dem Unberechenbaren entronnen zu sein. Es mein vielmehr: Wie Maria im grundlegenden Vertrauen leben können, dass das Leben von der Güte Gottes durchdrungen ist und nicht dem Tod gehört - mag konkret und vieles uns irritieren, ängstigen und sogar weh tun!

Es wird uns am Silvesterabend ahnungsvoll bewusst, wie wenig wir es aus eigener Kraft frei entscheiden und wie vieles wir an Notwendigkeiten werden hinnehmen müssen. Wir spüren durchaus eine gewisse Ohnmacht gegenüber dem Lauf der Dinge.

Wenn aber Gott im Namen Jesu und im Leben Jesu seine Gegenwart uns mitten im Alltäglichen zugesagt hat, dann können wir Mut fassen.

Wir werden oft ratlos sein, aber nicht völlig am Ende; wir werden uns hilflos fühlen, aber nicht daran verzweifeln; wir werden auf Irrwegen gehen, aber nicht in Sackgassen stecken bleiben müssen.

Was alles geschehen wird an Gutem und Schlechtem, an Erfreulichem und Belastendem, es wird Spuren hinterlassen bei jedem von uns. Der Glaube fügt einzelne Punkte zusammen und gibt Ihnen die Linie des Vertrauens. Der Glaube schafft aus verstreuten Tönen die Melodie der Hoffnung.

Das gewähre uns Gott! Amen Quelle: Erzbistum-Paderborn.de


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