Dienstag, den 20. März 2018, 16:56 Uhr (veröffentlicht von Christian Hölscher) [Permalink]
Pfarrnachrichten April 2018
Zum Osterfest - Der Tisch der Wahrheit
Da ist in der altwürdigen, frisch renovierten Pfarrkirche in Kleinenberg ein neuer Altar aufgestellt worden, aus schwerem massivem Gestein, der nicht mehr - wie der alte Holzaltar - bei Bedarf verschoben werden kann. Für viele ist das nicht so einfach nachzuvollziehen, weil es dadurch zu Einschränkungen des Handeln im kirchlichen Raum führen kann. - Wenn so ein Altar fest verankert worden ist, heißt das nicht, dass der Glaube, den wir am Altar feiern, eingemauert wird, sondern es dadurch verdeutlicht wird, dass das Geschehen am Altar das Zentrum unseres Glaubens ist, an dem die Wirkkraft unseres Glaubens für das tägliche Leben gefeiert und gelebt wird. Durch die veränderte Gestaltung des täglichen Lebens verstehen wir häufig nicht mehr, was der Tisch an sich für eine dynamisierende Kraft in unserem Leben haben kann. - Ich persönlich kann mich noch sehr gut an meine Kindheit erinnern, vor allem an die sogenannte „Kalte Pracht“ in meinem Elternhaus, unserem Wohnzimmer; welches nur an bestimmten Festtagen genutzt wurde. - Meistens war es dort wenig wohnlich, sondern eher kalt, weil der Kohleofen nur an Festtagen befeuert wurde, an Ostern und an Weihnachten. Das Pfingstfest fand dann schon immer im Esszimmer statt. Als Kind kam mir jeder Tag in diesem Wohnzimmer ziemlich steif vor, wenn wir dort saßen. Das war kein Zimmer, in dem wir, nicht nur wir Kinder, Spaß hatten. - Bei uns im Esszimmer war es anders: Da war die gemütliche Eckbank, auf der wir Kinder immer wieder gerne saßen. Das spürten auch die Verwandten, wenn sie zu uns zu Besuch kamen. Begrüßt wurde im Wohnzimmer, gegessen und gesprochen im Esszimmer. Da spielte sich das Leben ab. Der Tisch im Esszimmer war damals bei uns der Ort der Gespräche, der Ort, an dem über das Leben philosophiert wurde, vor allem, wenn die Tanten kamen, die als Lehrerinnen sich als Vertreterinnen der geschickten Gesprächsführung verstanden. - Von Jesus wissen wir, dass er oft an Tischen gesessen, kräftig feierte und bei einer Hochzeit sogar Wasser in Wein verwandelt hat. Wie uns die Evangelisten berichten, hat Jesus die Gemeinschaft am Tisch geliebt und geradezu gesucht. - Recht hatte er, denn an einem Tisch werden Menschen nicht nur satt. Von einem Tisch voller Menschen geht viel Kraft aus. Dort wird erzählt, gelacht, geweint, geteilt. Wer von so einem Tisch wieder aufsteht, der geht mit neuer Kraft in seinen Alltag zurück. Nicht umsonst steht in unseren christlichen Kirchen der Altar im Zentrum, um die Besucher nicht nur daran zu erinnern, was an Gründonnerstag, am Tag vor seinem Leiden passiert ist, sondern auch um sie aufzufordern, die Botschaft von der Erlösung, die in unserem Leben spürbar werden muss, in die Welt hinaus zu tragen. In diesen Tagen feiern wir das Osterfest, beginnend mit der Erinnerung, des Leidens, des Todes und der Auferstehung Jesu. Zugleich feiern wir aber, und das nicht nur an Ostern, sondern Tag für Tag an unseren festgemauerten Altären, seinen Tod und seine Auferstehung. Wir feiern diese Erinnerung jedoch nicht nur als Faktum, sondern als eine befreiende Botschaft, die auch gelebt werden muss. - Leider hat durch die gewandelte gesellschaftliche Veränderung der Tisch in der Familie an Bedeutung verloren. Er wird nur noch als Tisch des materiellen Sattwerdens verstanden. Der Tisch als Ort der Kommunikation, an dem über das Leben gesprochen wird, findet in unseren Häusern immer weniger statt. Wen wundert es dann, dass wir keine Probleme darin sehen, den Tisch des Herrn, den Altar, in der Kirche auch einmal in die Ecke zu schieben. - Wenn wir das so wollen, dann habe ich die Befürchtung, dass dann der Altar zu jenem Tisch in unserem Wohnzimmer wird, an dem keiner sitzen wollte, weil der Ort zu einer kalten Pracht geworden war. - Ich wünsche uns allen ein frohes Osterfest, an dem wir, außer über die gefundenen Ostereier, vielleicht auch einmal über das reden, was uns Menschen betrifft, nämlich unser Leben in seiner ganzen Deutungsfülle.
Ihr Pfarrer Josef Wördehoff
Pastoralverbundsrat: Am Dienstag, 17. April ist um 20 Uhr Sitzung des Pastoralverbundrates im Pfarrheim St. Kilian in Lichtenau.
Hier kann der Pfarrbrief heruntergeladen werden (eignet sich auch zum Druck): Download (PDF, 0,8 MB). Um den Druck als Broschüre wie im Original hinzubekommen, sind je nach Druckertreiber individuelle Einstellungen zu treffen. Bei HP ist es bspw. so, dass für den Duplexdruck (sofern vorhanden) "Papier beidseitig bedrucken - An kurzer Kante spiegeln" und als Besonderheit Broschüre mit den Einstellungen "Bindung links" und Ausrichtung "Hochformat" zu wählen ist. Je nach Druckertreiber sind andere Einstellungen denkbar.
Die aktuelle Gottesdienstordnung für Gottesdienste in Iggenhausen und Grundsteinheim ist ansonsten ab sofort hier online und steht dort auch zum Ausdrucken zur Verfügung.