Donnerstag, den 16. April 2020, 06:08 Uhr (veröffentlicht von Christian Hölscher) [Permalink]
Bis 3. Mai keine Gottesdienste - Papst sieht Gefahr - Land NRW sucht Lösungen
In der Bundespressekonferenz vom 15.4.2020 hat Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel mitgeteilt, dass bis zum 3.5.2020 keine Gottesdienste in Kirchen stattfinden und dass mit den Kirchen Gespräche geführt werden sollen, um einvernehmlich zu einer Lösung für die Zeit danach zu finden. Hierzu treffen sich Vertreter des Bundesinnenministeriums mit Religionsvertretern auch der katholischen Kirche am Freitag, dem 17.4.2020.
Die deutsche Bischofskonferenz hat gestern Abend mit Enttäuschung und Unverständnis auf die Mitteilung reagiert. Sie werde am Freitag im Bundesinnenministerium einen Lösungsvorschlag einbringen, "wie wir Religionsausübung und Infektionsschutz gleichermaßen gewährleisten können".1
"Angesichts von ersten Lockerungsmaßnahmen in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens kann ich das nicht nachvollziehen, erst recht nicht nach der sehr deutlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in der vergangenen Woche zu den schwerwiegenden Eingriffen in die Religionsfreiheit."
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. 1
Aktualisierung von 13:30 Uhr - Folgen für das Erzbistum Paderborn
Das Erzbistum Paderborn hat heute vor dem Hintergrund der obigen Mitteilungen bekanntgegeben: 2
Die bisherigen Regelungen für die Kirchen werden bis zum 3. Mai unverändert bestehen bleiben. Laut des Beschlusses der Bundesregierung "ist es weiter dringend geboten, sich auf die Vermittlung von religiösen Inhalten auf medialem Weg zu beschränken. Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen sowie religiöse Feierlichkeiten und Veranstaltungen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften sollen zunächst weiter nicht stattfinden."
Das Angebot Messen aus dem Hohen Dom und aus vielen weiteren pastoralen Räumen im Bereich des Erzbistums per Livestreaming zu übertragen wird weiterhin bestehen bleiben. Die Übertragungen der Gottesdienste aus dem Dom können Sie auf dem Youtube-Kanal des Erzbistums verfolgen: Zum Youtube-Kanal. Eine Übersicht über die Angebote aus den Gemeinden des Erzbistums finden Sie hier: Zu den Livestreaming-Angeboten
Das kirchliche Liborifest soll im Hohen Dom nach den zu dem Zeitpunkt gültigen Bestimmungen gefeiert werden. Das kirchliche Liborifest, das Libori-Triduum, umfasst jene Tage des Festes, während denen die Reliquien des Heiligen im goldenen Schrein zur Verehrung ausgestellt sind.
Aktualisierung von 20:30 Uhr - Gemeinsame Erklärung des Landes NRW mit Religionsvertretern
Heute haben sich Ministerpräsident Armin Laschet und sein Vertreter Dr. Stamp zusammen mit Religionsvertretern, darunter Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, getroffen und folgende gemeinsame Erklärung veröffentlicht: 3
"Die Freiheit der Religionsausübung ist eines der höchsten Güter unserer demokratischen Verfassung. Gelebter Glaube spendet den Menschen gerade in Zeiten der Krise Kraft, Hoffnung und Zuversicht. Deshalb gehört es zu den schlimmsten Folgen der Corona-Epidemie, dass das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten und religiösen Festen eingestellt werden musste.
In Nordrhein-Westfalen haben Politik und Religion in dieser Frage von Anfang an einen gemeinsamen Weg verfolgt. In unserem Land wurden Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen und anderer Glaubensgemeinschaften nicht durch staatliche Stellen untersagt. Sie wurden durch freiwillige Selbstverpflichtungen vorübergehend ausgesetzt.
Doch die Bereitschaft zum Verzicht braucht auch eine Aussicht auf Normalisierung. Wenn nun das soziale und öffentliche Leben wieder mehr geöffnet wird, muss das auch für das gemeinsame religiöse Leben gelten. Deshalb sind wir uns darin einig, in den nächsten Tagen gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie das religiöse Leben in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens so schnell wie möglich wieder mehr äußere Gestalt annehmen kann, ohne die bisherigen Erfolge im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus zu riskieren.
Das heutige Gespräch, das in konstruktiver und freundschaftlicher Atmosphäre stattgefunden hat, war dazu ein erster wichtiger Schritt."
Aktualisierung vom 17.4.2020 - Papst Franziskus sieht ohne Gemeinschaft und Eucharistie Gefahr
In seiner heutigen Predigt beim allmorgendlichen Gottesdienst in der Kapelle der Residenz Santa Marta stellte Papst Franziskus die Bedeutung des Empfangs der Eucharistie heraus. Es gehöre zum „Ideal der Kirche“ dazu, so bald wie möglich die normale Praxis bei der Spendung der Sakramente wieder aufzunehmen, die Beschränkung auf die Ausstrahlung von Gottesdiensten führe dazu, dass "alle miteinander in Kommunikation, aber nicht wirklich, sondern nur geistlich zusammen" seien. 4
"Eine Vertrautheit ohne Gemeinschaft, eine Vertrautheit ohne Brot, ohne die Kirche, ohne das Volk, ohne die Sakramente ist gefährlich. Es kann eine gnostische Vertrautheit werden, eine Vertrautheit nur für mich allein, losgelöst vom Volk Gottes. In der Tat ist die Vertrautheit der Apostel mit dem Herrn immer gemeinschaftlich, immer bei Tisch, ein Zeichen der Gemeinschaft, und immer mit dem Sakrament, mit dem Brot."
Vor Ostern habe ihn ein Bischof gebeten, im Petersdom nicht allein, sondern zumindest mit 30 Personen zu feiern:
"Ich verstand zunächst nicht, was dieser Bischof damit sagen wollte, doch dann kam mir in den Sinn, dass er vor allem eine Sache hervorheben wollte: Ich solle darauf achten, die Kirche nicht vom Virus sozusagen anstecken zu lassen, also die Sakramente damit zu schwächen und nicht das Volk Gottes wegen des Virus auszuschließen. Die Kirche, die Sakramente, das Volk Gottes sind konkret."
"Es stimmt, dass wir in diesem Augenblick den Herrn auf diese Weise kennen lernen müssen, aber sobald wir aus diesem Tunnel herauskommen, soll es nicht so bleiben! Die Vertrautheit mit dem Herrn ist im täglichen Leben, in den Sakramenten, inmitten des Gottesvolkes."
Aktualisierung vom 17.04.2020 - Ergebnisse des Treffens im Bundesinnenministerium
Mit der Schlagzeile "Kirchen werden vertröstet" berichtet Domradio.de über ein am Morgen im Innenministerium in Berlin stattgefundenes Treffen zwischen Vertretern der christlichen Kirchen, des Judentums und der Muslime in Deutschland mit Innenstaatssekretär Markus Kerber. Nach einem "konstruktiven, offenen Austausch" werde nun unter Einbeziehung der Länder ein Konzept erarbeitet. Für einen Zeitplan und Einzelheiten sei es noch zu früh, Ziel der Bundesregierung sei ein möglichst einheitliches Vorgehen, Ende April wolle man weitersehen, so ein Sprecher des Innenministeriums lt. Domradio.de. 5
Katholisch.de - Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland, 15. April 2020 ↩︎ ↩︎
Erzbistum-Paderborn.de, 16. April 2020 ↩︎
Land NRW - Pressemitteilung, 16. April 2020 ↩︎
Vaticannews.va, 17. April 2020 ↩︎
Domradio.de, 17. April 2020 ↩︎